In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Die ZEIT wird Hito Steyerl zitiert: „Der Kulturbereich drängt derzeit ins Virtuelle, als gäbe es da was zu kolonisieren: Tatsächlich wird das für viele ein Schritt zur freiwilligen Selbsteinsparung.“
Damit benennt sie treffend ein Problem, welches nicht nur, aber ganz besonders hart die Kunst betrifft. Digitalisierte Ausstellungen und Webcam Performances sind hoch im Kurs, die „#stayathome“ Situation bietet wenig Spielraum und bestraft jene, die bisher Kunst als rein physische Erfahrung begriffen.
Wohl dem, der das Internet schon vorher sein Zuhause nennen durfte:

Manuel Rossner ist so einer, Künstler im und aus dem Netz. Seine Werke wirken dabei haptisch, mit oder ohne Virtual Reality (VR) Brille – die Installationen, Skulpturen und auch Gemälde sind raumgreifende, organische Gebilde, auf die man sich legen, steigen oder die man schlicht berühren will. Kunst berühren? Das No Go schlechthin, virtuell erst recht nicht möglich. Meint man. Sein neuestes Werk „Surprisingly This Rather Works“ ist als interaktives Handy-Game konzipiert – die virtuelle Berührung ein Muss für das umfangreiche Erlebnis.
Die Arbeit entstand im Rahmen einer Gruppenausstellung von Kuratorin und Autorin Anika Meier und Galerist Johann König, für die KÖNIG GALERIE initiiert. „The Artist Is Online“ sollte sie heißen und am 9. April eröffnen. Jetzt hat Rossner eine Einzelausstellung in der virtuellen Dependance der Berliner Galerie in der ikonischen Kirche St. Agnes – KÖNIG DIGITAL. Die Konkurrenz in diesem Sektor ist durch Corona zwar ungleich größer aber in den meisten Fällen nicht vergleichbar. Digitale Museumstouren, 3D-Ansichten von Galerien oder virtuelle Showrooms sind im besten Fall nur gute Reproduktionen der realen Kunst, Netzkünstler hingegen „machen weiterhin, was sie schon seit über 20 Jahren machen“ – Kunst im Netz.

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