In seiner Erweiterung des realen Ausstellungsraumes spannt Manuel Rossner den Bogen von den Grundlagen der menschlichen Wahrnehmung zu einer Zukunft, in der physikalische Limitierungen überwunden und menschliche Akteure mit artifiziellen koexistieren.
Mit Hilfe der virtuellen Realität, die dem Besucher Zutritt zu einer Parallelwelt gewährt, verbindet der Künstler das MdbK mit der Baumwollspinnerei und schafft damit einen Fourth Space in dem sich Menschen von beiden Positionen treffen. Durch die Kollision beider Orte, entsteht ein Zerrbild der vorhandenen Räume, das gleichzeitig unsere Erwartungen an die Physik herausfordert, und die menschliche Fähigkeit zur Konstruktion von Realität infrage stellt.
Skizzenhaft interveniert Rossner im Raum, indem er Markierungen und diffuse Handlungsanweisungen in Form von überlebensgroßen Symbolen einfügt. Während die Elemente dem Betrachter als mächtige Skulpturen gegenüberstehen sind sie für den Künstler vorläufige Annotationen und Nicht-Objekte, fast Platzhalter, die er aus der Perspektive des übergroßen Schöpfers eingefügt hat.Durch die klaren Formen und farblichen Abgrenzungen wiederum, sind die Instruktionen von artifiziellen Akteuren, die mit Machine Learning trainiert wurden leicht identifizierbar. Sie werden damit zu funktionalen Objekten eines nicht-menschlichen Systems, das die Evolution von neuen Subjekten ermöglicht.
Der Titel There’s no feeling, where there’s no pain spielt auf den prekären Status der neuen Welt an: Wird ein Raum, der zwar in vielen Aspekten unsere Wahrnehmung überzeugt, aber keinen direkten Einfluss auf unsere Umgebung hat, Teil unserer Realität? Der Lernprozess der künstlichen Agenten basiert, ähnlich dem natürlichen Lernen, auf Belohnung und Bestrafung. Teilen sie dadurch die zutiefst menschliche Erfahrung des Schmerzes? Und sind sie grundsätzlich oder graduell vom menschlichen Subjekt zu unterscheiden?